
Ratgeber Multiple Sklerose
Informationen für Betroffene und Angehörige
Da bis heute keine Möglichkeit gefunden werden konnte, die Multiple Sklerose zu heilen, geht es bei der Therapie vor allem um eine Linderung der Beschwerden. Die meist schubförmig auftretenden Symptome werden bekämpft, um so einem Fortschreiten des Krankheitsverlaufs entgegen zu wirken. Bei akuten Schüben kann neben der Verabreichung von Kortikosteroiden in Form von Infusionen ggf. eine Blutwäsche, also eine sog. Plasmapherese, förderlich sein. Für die Langzeittherapie kommen vor allem Interferon-beta-Präparate und eine Behandlung mit Glatirameracetat infrage. Physiotherapeutische Maßnahmen wie z. B. Krankengymnastik können bei Symptomen wie Lähmungserscheinungen oder Spasmen hilfreich sein.

Therapie von Multipler Sklerose
Oberstes Ziel der Behandlung von Patienten mit Multipler Sklerose ist es, den Betroffenen langfristig ein möglichst selbstständiges Leben trotz ihrer Erkrankung zu ermöglichen, da eine Heilung bisher nicht möglich ist. Für die Behandlung des schubförmigen Verlaufs der MS-Erkrankung stehen aufgrund aussagekräftiger Studien Therapieempfehlungen zur Verfügung, die zu einer positiven Beeinflussung des Krankheitsverlaufs der Multiplen Sklerose führen können. Auch bei der sekundär progredienten Verlaufsform kann unter bestimmten Umständen das Fortschreiten der MS-Erkrankung verlangsamt werden. Lediglich für die Behandlung der primär progressiven Multiplen Sklerose liegen bisher keine gesicherten Erkenntnisse über wirksame Therapeutika vor. So richtet sich die Behandlung hauptsächlich darauf aus, Krankheitsschübe zu verkürzen oder im besten Falle zu verhindern und somit das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.
Schubtherapie
Zur Behandlung von akuten MS-Schüben werden häufig sogenannte Kortikosteroide eingesetzt, die dem körpereigenen Hormon Kortison, welches in der Nebennierenrinde gebildet wird, biotechnologisch nachempfunden sind. Kortikosteroide (auch: Kortikoide) greifen in die Immunreaktion ein, indem sie die Entzündungsprozesse im Körper, so auch im zentralen Nervensystem hemmen können. Die Verabreichung erfolgt als Infusion an drei bis fünf Tagen hintereinander, wodurch die Gefahr schwerwiegender Nebenwirkungen reduziert wird. Sollte bei schweren MS-Schüben diese Behandlungsform nicht erfolgreich sein, kann eine sogenannte Plasmapherese, d. h. eine Blutwäsche, bei der aus dem Blutplasma des Erkrankten bestimmte, für die Autoimmunreaktion verantwortliche Bestandteile entfernt werden, hilfreich sein.
Verlaufsbeeinflussende Therapie
Um den Fortschritt der Erkrankung bei schubförmigem Verlauf der Multiplen Sklerose zu verlangsamen, ist eine Behandlung mit Interferon-beta Mittel der Wahl und eignet sich zur Langzeittherapie von Multipler Sklerose. Ein frühzeitiger Beginn der Therapie von Multipler Sklerose bereits nach dem ersten Schub wird, nach heutigem Stand der Erkenntnisse empfohlen. Interferone sind Botenstoffe, die Entzündungsprozesse hemmen und zum Schließen der Blut-Hirn-Schranke und so zu einer verminderten Schubhäufigkeit bei Patienten mit Multipler Sklerose beitragen können. Ebenso zur Basistherapie geeignet ist eine Behandlung mit Glatirameracetat. Die Wirkweise der aus Aminosäuren bestehenden Substanz ist nicht abschließend geklärt, sie scheint jedoch eine schützende Wirkung für das Myelin sowie einen blockierenden Effekt auf die T-Lymphozyten aufzuweisen. Anhand von Studien konnte eine schubverzögernde Wirkung bei einer Erkrankung an Multipler Sklerose nachgewiesen werden. In schweren Fällen sowie bei Versagen der Basistherapie können verschiedene weitere Medikamente eingesetzt werden, die jedoch zum Teil schwere Nebenwirkungen hervorrufen können. Zu dieser Gruppe gehören z. B. die monoklonalen Antikörper (Natalizumab), die auf die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke wirken sowie verschiedene Zytostatika (Mitoxantron, Cyclophosphamid), die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppression).
Symptomatische Therapie
Eine weitere Säule der Behandlung von Multipler Sklerose ist die Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen. Bei der symptomatischen Therapie werden die vielfältigen Krankheitserscheinungen wie Lähmungen, Spasmen, Blasen- und Darmfunktionsstörungen, Sehstörungen usw. gezielt durch spezifische Methoden wie z. B. Krankengymnastik behandelt, um die Funktionen möglichst langfristig aufrechtzuerhalten.
Nicole Breuer



Da bis heute keine Möglichkeit gefunden werden konnte, die Multiple Sklerose zu heilen, geht es bei der Therapie vor allem um eine Linderung der Beschwerden. Die meist schubförmig auftretenden Symptome werden bekämpft, um so einem Fortschreiten des Krankheitsverlaufs entgegen zu wirken. Bei akuten Schüben kann neben der Verabreichung von Kortikosteroiden in Form von Infusionen ggf. eine Blutwäsche, also eine sog. Plasmapherese, förderlich sein. Für die Langzeittherapie kommen vor allem Interferon-beta-Präparate und eine Behandlung mit Glatirameracetat infrage. Physiotherapeutische Maßnahmen wie z. B. Krankengymnastik können bei Symptomen wie Lähmungserscheinungen oder Spasmen hilfreich sein.
Da die Symptome einer Multiplen Sklerose sehr vielseitig sein können, gestaltet sich eine eindeutige Diagnose der Erkrankung in vielen Fällen als schwierig. Es geht deshalb bei der Analyse der Symptome anfangs meist darum, auszuschließen, ob andere Erkrankungen als Ursache infrage kommen. In einem intensiven Gespräch zwischen Arzt und Patient sollten die Beschwerden und die Häufigkeit ihres Auftretens besprochen werden. Mithilfe von Funktionstests kann das zentrale Nervensystem nach Störungen untersucht werden. Gibt es einen begründeten Verdacht auf Multiple Sklerose, kommt es zu weiteren labordiagnostischen Untersuchungen, wie z. B. Blutabnahme oder Lumbalpunktion. Auch eine Magnet-Resonanz-Tomografie kann Aufschluss über eine mögliche Erkrankung geben.
Bei der Multiplen Sklerose kommt es zu entzündlichen Reaktionen im zentralen Nervensystem. Diese Entzündungen in Gehirn und Rückenmark lösen verschiedene Symptome bei den Patienten aus, wie z. B. Lähmungserscheinungen oder Koordinationsstörungen. Häufig verläuft die Krankheit in Schüben. Man geht davon aus, dass weltweit ca. 2,5 Millionen Menschen an Multipler Sklerose erkrankt sind, etwa 130.000 davon in Deutschland. In den meisten Fällen bricht die Krankheit zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr aus. Vor allem Frauen vor dem 40. Lebensjahr sind gefährdet, an Multipler Sklerose zu erkranken. Bisher gibt es keine Möglichkeit, Multiple Sklerose vollständig zu heilen.